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Wenn sich Patienten unangemessen verhalten

Schwierige Situationen sind für Ärzte keine Seltenheit: Da ist zum Beispiel der Patient, der detailliert und dramatisch von seinen Beinbeschwerden erzählt und das Gespräch dabei immer wieder unnötig auf Nebenschauplätze lenkt. Oder die betagte Patientin, die sich lautstark weigert, sich Blut abnehmen zu lassen. Unerwünschtes Verhalten von Patienten jeden Alters kann den Praxis- und Klinikalltag erheblich erschweren. In Zukunft wird zudem der Umgang mit älteren, gebrechlichen Menschen, die kognitive Einschränkungen haben, für Mediziner eine größere Herausforderung werden.

Solange sich ein Patient nicht respektlos verhält, kann ein Arzt über dessen schwieriges Verhalten hinwegsehen. Gelingt es dem Arzt, die Perspektive des Patienten einzunehmen und dessen Verhalten nachzuvollziehen, kann er es womöglich leichter einordnen. Vielleicht ist der Arzt wegen Zeitmangels aber auch kurz angebunden und empfindet sein Gegenüber als schwierig. Es lohnt sich in jedem Fall, innezuhalten und sich selbst zu überprüfen.

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Was sind schwierige Situationen mit Patienten?

Wenn der Patient jedoch beleidigend wird, schreit oder sich der Behandlung entzieht, gerät die Situation außer Kontrolle. Unerwünschtes Verhalten wird als provokant, aufdringlich oder aggressiv wahrgenommen. Für Ärzte und anderes medizinisches Personal kann das belastend sein und nur schwer steuerbar. Auch andere Patienten können sich belästigt fühlen, wenn sich jemand an der Praxistheke oder im Krankenzimmer unangemessen aufführt. Solch unerwünschtes Verhalten kommt bei Patienten unterschiedlichen Alters vor.

Doch heute scheinen mehr Menschen gereizter zu sein als früher. Ihr Verhalten mündet häufiger in verbaler und körperlicher Gewalt gegen Ärzte und anderes medizinisches Personal, wie die Bundesärztekammer im Jahr 2024 feststellte. Demnach erleben Notfallambulanzen auch schon wegen Nichtigkeiten Pöbeleien, und auch in Praxen häufen sich solche Vorfälle.

Ältere, kognitiv beeinträchtigte Menschen

Dies ist jedoch nicht gleichzusetzen mit dem Verhalten älterer Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen – insbesondere mit Demenz. Sie stellen Ärzte in Krankenhäusern, in Pflegeheimen und in Arztpraxen vor Herausforderungen, indem sie beispielsweise die Einnahme von Medikamenten verweigern oder wütend, abweisend und abwehrend beziehungsweise aggressiv reagieren.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Möglicherweise ist der Patient nicht in der Lage, die Situation richtig einzuschätzen, oder er reagiert mit Misstrauen oder Abwehr auf eine unbekannte Umgebung. Es können auch Missverständnisse auftreten, wenn der verwirrte Patient die Situation nicht richtig einordnen kann. Auch eine Reizüberflutung oder Angst können Auslöser sein.

Wie können Praxisärzte schwierigen Situationen begegnen?

Im ambulanten Bereich, in der Praxis der im Pflegeheim, hilft im Umgang mit älteren, kognitiv beeinträchtigte Patienten vor allem Folgendes:

  • Geduld und Empathie: Seien Sie geduldig und versuchen, sich in den Patienten hineinzuversetzen und auf seine Bedürfnisse einzugehen.
  • Klare Kommunikation: Sprechen Sie ruhig, einfach und verständlich und erklären dabei jeden Schritt.
  • Ursachenforschung: Suchen Sie nach Auslösern wie Schmerzen, Angst oder Überforderung.
  • Angehörige einbeziehen: Sie können nützliche Hinweise auf Auslöser und Bedürfnisse geben.
  • Grenzen setzen: Bleiben Sie freundlich, aber bestimmt, wenn Grenzen überschritten werden.
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Wie können Krankenhausärzte schwierigen Situationen begegnen?

Für ältere, kognitiv beeinträchtigte Patienten ist die Umgebung im Krankenhaus oft fremd und beängstigend. Hier sind besonders gefragt:

  • Struktur und Orientierung: Klare Tagesabläufe, Orientierungshilfen und möglichst vertraute Bezugspersonen geben Sicherheit.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Pflege, Ärzte, Sozialdienst und Therapie sollten eng zusammenarbeiten, um individuelle Lösungen zu finden.
  • Deeskalationstechniken: Ein ruhiges Auftreten hilft, eine Situation zu entspannen. Auch dass Benennen von Gefühlen („Ich sehe, Sie sind gerade sehr aufgebracht …“) ist hilfreich.

Demografischer Wandel verstärkt Problematik

In Zukunft müssen sich nicht nur Geriater, sondern Ärzte jeglicher Fachrichtungen auf einen zunehmend schwierigeren Umgang mit älteren Patienten einstellen. Denn ihre Zahl nimmt zu und zugleich steigt ihre Lebenserwartung. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Menschen ab 65 Jahren in Deutschland zwischen 1990 und 2018 um 50 Prozent von 11,9 auf 17,9 Millionen gestiegen. Für die nächsten 20 Jahre wird ein weiterer Anstieg um mindestens fünf bis sechs Millionen auf 22,7 Millionen prognostiziert. Dabei wächst insbesondere der Anteil hochbetagter Menschen, die multimorbide und pflegebedürftig sind. Eine Konsequenz daraus ist, dass mehr dieser geriatrischen Patienten von verschiedenen Fachärzten betreut werden müssen.

Gut vorbereitet durch Fortbildungen

Um älteren und multimorbiden Patienten noch gezielter gerecht zu werden, können Ärzte ihr Wissen durch entsprechende Fortbildungen erweitern. Dazu bietet zum Beispiel die Akademie des Deutschen Ärzteverlags einige Angebote an.

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Beitrag von Lisa von Prondzinski

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