Wer über seine Krankheit Bescheid weiß, kann besser damit umgehen. Das gilt auch für die chronischen Atemwegserkrankungen Asthma und COPD. Speziell entwickelte Schulungen namens NASA und COBRA zeigen Patienten, wie sie ihre Therapie zu Hause selbst überwachen und bei Beschwerden reagieren können. Die Schulungen werden von Ärzten und medizinischem Fachpersonal durchgeführt, das sich in Train-the-Trainer-Seminaren dafür qualifiziert hat.
Asthma und COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) zählen zu den Volkskrankheiten. In Deutschland sind rund elf Prozent der Bevölkerung von einer dieser beiden chronischen Atemwegserkrankungen betroffen. Sie stellen für die Betroffenen eine unterschiedliche Belastung dar, je nach Schweregrad. Aufgrund der hohen Verbreitung und der Krankheitslast haben sie enorme sozioökonomische Auswirkungen.

Mehr theoretisches und praktisches Wissen
Es ist entscheidend, verschiedene Therapieansätze wirksam einzusetzen, um die Beschwerden zu lindern. Neben der medikamentösen Behandlung spielt auch der Lebensstil der Patienten eine wichtige Rolle. In speziellen Schulungen lernen Asthma- und COPD-Patienten das notwendige theoretische und praktische Wissen im Umgang mit ihrer Erkrankung.
Die Rolle der Deutschen Atemwegsliga
Hier kommt die Deutsche Atemwegsliga e.V. ins Spiel, die sich für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen einsetzt. In Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften und Kliniken hat die Deutsche Atemwegsliga solche speziellen Schulungen entwickelt. Die Programme NASA (Nationales Ambulantes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker) und COBRA (Chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne mit und ohne Lungenemphysem – Ambulante Schulung für COPD-Patienten) richten sich an erwachsene Patienten. Für Kinder und Jugendliche mit Asthma hat die Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter e.V. altersgerechte Schulungen entwickelt. COPD tritt bei Kindern äußerst selten auf. Für diese Fälle gibt es keine standardisierten Schulungsprogramme.
Die NASA- und COBRA-Programme setzen eine aktive Einbindung der Patienten voraus. Beide Schulungen dauern jeweils sechs Stunden à 60 Minuten und werden in Arztpraxen, Kliniken oder Reha-Einrichtungen durchgeführt. In der Regel werden maximal acht bis zehn Personen gemeinsam angeleitet. In Nachfolgekursen nach einem halben oder einem Jahr können die Patienten die Schulungen wiederholen, ihr Wissen auffrischen und eventuelle Schwachstellen korrigieren.
Viele Gemeinsamkeiten, kleine Unterschiede
Während die NASA-Schulungen auf die Kontrolle von Asthma, stark auf präventive Maßnahmen sowie die Selbsthilfe bei Asthmaanfällen ausgerichtet sind, informieren die COBRA-Schulungen von COPD-Patienten über den Umgang mit den fortschreitenden Einschränkungen, Möglichkeiten der Selbsthilfe – sowohl im täglichen Leben als auch bei akuter Verschlechterung, zum Beispiel infolge eines Infektes. Sie verfolgen auch einen rehabilitativen Ansatz, um die körperliche Leistungsfähigkeit so gut wie möglich zu erhalten.
Zusammenfassend lassen sich die wichtigsten Inhalte der NASA- und COBRA-Schulungen wie folgt benennen:
- Selbstkontrolle der Erkrankung mit Hilfe des Peak-Flow-Meters zur Überwachung der Lungenfunktion und Früherkennung von Verschlechterungen sowie geeignete Selbsthilfemaßnahmen
- Vermittlung von Kenntnissen über Möglichkeiten und Wirksamkeit der medikamentösen Therapie
- Vermeidung von Risikofaktoren (z. B. Raucherentwöhnung)
- Notfall-Plan
- Inhalationstechniken (Dosieraerosole, Pulverinhalatoren, Vernebler und Sprühverneble )
Gerade die Inhalation mit dem Spray sei eine Wissenschaft für sich, sagt Dr. Peter Kardos. Der Lungenspezialist und Vorstandsmitglied der Deutschen Atemwegsliga hat in seiner Praxis bereits viele Patientenschulungen durchgeführt. „Wenn man es richtig anwendet, kommen je nach Inhalator und Patient 20 bis 30 Prozent des Medikaments in den Bronchien an, wo es wirken soll. Macht man es falsch, kommt noch viel weniger in den Bronchien an“, weiß Dr. Kardos. Dabei komme es auf die richtige Handhabung des Inhalators an, betont er: „Der schulende Arzt oder die schulende Medizinische Fachangestellte kann mögliche Fehler des Patienten gleich an Ort und Stelle erkennen und korrigieren.“ So lernt man die richtige Technik natürlich besser als mit jedem Buch oder Video, das jedoch als Ergänzung zur Schulung sehr nützlich ist und – auch wiederholt – auf der Webseite der Deutschen Atemwegsliga in mehreren Sprachen eingesehen werden kann.

Patienten können enorm profitieren
Studien zeigen, dass die Teilnehmenden von den Schulungen in mehrfacher Hinsicht profitieren. Unter anderem kann der individuelle Medikamentenverbrauch sinken oder die Zahl der Krankenhauseinweisungen zurückgehen. Dr. Kardos hat in seiner Praxis Folgendes beobachtet: „Bei geschulten COPD-Patienten treten Exazerbationen, also akute Verschlechterungen, seltener auf als bei ungeschulten. Das ist für Einzelnen ein enormer Gewinn an Lebensqualität.“ Dennoch gebe es bei der Teilnehmerzahl der Kurse noch Luft nach oben. Längst nicht alle Asthma- und COPD-Patienten würden das Schulungsangebot, dessen Kosten von der Krankenkasse getragen werden, annehmen.
Wer darf Patienten schulen?
Die Schulungsprogramme NASA und COBRA dürfen nur von medizinischem Personal wie Pneumologen, Hausärzten und medizinischen Fachangestellten durchgeführt werden. Mit einem Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme an einem vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) anerkannten Train-the-Trainer-Seminar können die Patientenschulungen dann im Rahmen der Disease Management Programme (DMP) abgerechnet werden.
Die Train-the-Trainer-Fortbildung NASA können Sie bei der Akademie des Deutschen Ärzteverlags komplett digital und bequem von zu Hause aus absolvieren. Die Autoren des Programms, Prof. Dr. med. Heinrich Worth und Dr. med. Christian Schacher, vermitteln Ihnen die Inhalte der Schulung von Allergien über Maßnahmen zur Selbstkontrolle und ärztlich kontrollierten Selbstmedikation bis hin zur körperlichen Bewegung und dem richtigen Verhalten im Notfall. Die Train-the-Trainer-Fortbildung zum Schulungsprogramm COBRA folgt im Frühjahr 2026 und wird ebenfalls als E-Learning exklusiv bei der Akademie des Deutschen Ärzteverlags angeboten.

Beitrag von Lisa von Prondzinski
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