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Gut beraten in die Ferne 

Ob Backpacking in Südostasien, Strandurlaub in Thailand oder Familienurlaub in Afrika – Fernreisen werden bei den Deutschen immer beliebter. Die individuellen Gefahren am Urlaubsziel können in einer „reisemedizinischen Gesundheitsberatung” abgeklärt werden. Für beratende Ärzte ist es wichtig, ihr Know-how aktuell zu halten, da sich in der Reisemedizin vieles rasant ändert. 

Auf Reisen freut man sich auf neue Eindrücke und neigt dazu, gesundheitliche Risiken zu unterschätzen. Doch die vielen Reiseziele auf dem Globus bergen unterschiedliche Risiken und Krankheiten. Außerdem ist die Welt längst so vernetzt, dass sich lokale Krankheitsausbrüche zu globalen Pandemien ausweiten können. Dies hat uns die Corona-Pandemie schmerzlich vor Augen geführt. 

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Gesundheitsrisiken auf Reisen

Wer sich jedoch ausreichend informiert und durch Impfungen geschützt hat, senkt das Risiko, sich im Ausland mit ungewollten „Mitbringseln” anzustecken: An erster Stelle stehen bei  Reiseerkrankungen Übelkeit und Durchfall, die meist durch verunreinigtes Wasser oder unsauberes Essen verursacht werden. Rucksackreisende sind davon tendenziell stärker betroffen als Hotelreisende. Auch grippale Infekte oder Influenza treten häufig auf, oft ausgelöst durch Klimaanlagen oder ungewohnte klimatische Bedingungen.  

Zudem sind sexuell übertragbare Infektionen wie HIV eine reale Gefahr. Auch extreme Hitze und große Höhen belasten den Organismus. Reisen in Höhen über 2.500 Metern sind daher nur für Menschen ohne Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu empfehlen. Hinzu kommen klassische tropische Erkrankungen wie Malaria oder Dengue-Fieber, an denen weltweit jedes Jahr Millionen Menschen erkranken. 

Die Beratung Schlüssel für optimalen Schutz  

Für Fernreisende ist eine reisemedizinische Gesundheitsberatung der Schlüssel zum optimalen Schutz. Ansprechpartner sind Ärzte mit entsprechender Zusatzqualifikation, einige Gesundheitsämter und Tropeninstitute. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht eine individuelle Risikoanalyse im Zusammenhang mit dem Reiseziel. Der beratende Arzt bespricht mit dem Patienten dessen Vorerkrankungen und den Impfstatus, empfiehlt Prophylaxemaßnahmen und klärt über lokale Gesundheitsrisiken auf. Inklusive der Verschreibung von Notfallmedikamenten dauert die Beratung etwa eine halbe Stunde.  

Während Reisemediziner umfassend zu allen gesundheitlichen Aspekten des Reisens beraten, verfügen Tropenmediziner über vertiefte Kenntnisse zu typischen Tropenkrankheiten wie Malaria, Denguefieber und Chikungunya. Sie sind auch für die Behandlung und Diagnostik seltener oder schwerer Infektionen zuständig.  

Auf Impfungen kommt es an 

Das Kernstück einer jeden reisemedizinischen Beratung ist die Impfberatung. Dabei ist zwischen empfohlenen und teilweise sogar vom Einreiseland vorgeschriebenen Impfungen zu unterscheiden. So verlangen einige südamerikanische und afrikanische Länder beispielsweise einen Nachweis über eine Gelbfieberimpfung. Zu den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Reiseimpfungen gehören generell:  

  • Cholera,  
  • Denguefieber,  
  • Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME),  
  • Gelbfieber, Hepatitis A und B, 
  • Japanische Enzephalitis,  
  • Meningokokken-Meningitis, 
  • Tollwut und  
  • Typhus.  

Darüber hinaus rät die STIKO, den Basisimpfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Polio regelmäßig aufzufrischen. Dies ist bei vielen Erwachsenen notwendig. Je nach Saison sollten sich vor allem Reisende über 60 Jahren zudem gegen Grippe impfen lassen. Aktuelle Informationen zu Impfempfehlungen und Reisehinweisen sind auch auf den Websites des Robert-Koch-Instituts und des Auswärtigen Amtes verfügbar. 

Rechtzeitig zur Beratung 

Idealerweise findet die Beratung einige Wochen vor Reiseantritt statt, damit notwendige Impfungen rechtzeitig abgeschlossen werden können. Denn bei manchen Impfungen, beispielsweise gegen Japanische Enzephalitis oder Hepatitis B, sind mehrere Injektionen erforderlich. Zudem benötigt der Impfstoff Zeit, um seine Wirkung zu entfalten. 

Die Abrechnung erfolgt nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) privat. Doch viele Krankenkassen erstatten ihren Versicherten nach Einreichung der Rechnung die Kosten für Reiseimpfungen teilweise oder sogar vollständig. Die Kosten für die eigentliche Beratungsleistung übernehmen dagegen nur wenige Krankenkassen. 

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Mehr als Impfungen 

Bei einer reisemedizinischen Gesundheitsberatung wird vieles thematisiert. So vermitteln die beratenden Ärzte beispielsweise Hygieneregeln. Um Unannehmlichkeiten durch Essen und Trinken zu vermeiden, hat sich das Motto „Koch es, schäl es oder vergiss es!“ etabliert. Auch über den richtigen Umgang mit Insektenschutzmitteln, den Schutz vor Stichen sowie die Zusammenstellung einer individuellen Reiseapotheke wird aufgeklärt. Zu beachten ist zum Beispiel, dass sich chronisch Kranke teilweise anders schützen müssen als Gesunde. 

Ebenfalls angesprochen werden sollte der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung mit Rückholoption, denn diese kann im Ernstfall Leben retten. Ebenso wichtig ist der Hinweis auf einen medizinischen Check-up nach der Rückkehr aus dem Urlaub, insbesondere nach Reisen in Regionen mit erhöhtem Infektionsrisiko. 

Refresher-Kurse und Fortbildungen für Ärzte 

Da sich im Bereich der Reisemedizin durch neue Impfempfehlungen, Krankheitsausbrüche und veränderte Einreisevorschriften der verschiedenen Länder ständig viel ändert, sind regelmäßige Auffrischungskurse für beratende Ärzte unerlässlich. 
 

Ärzte, die die Zusatzqualifikation „Reisemedizinische Gesundheitsberatung“ erwerben möchten, finden entsprechende Angebote beispielsweise bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, beim Bernhard-Nocht-Institut oder bei der Akademie des Deutschen Ärzteverlags. Wer sich fortbildet, erweitert nicht nur das eigene Praxisportfolio, sondern positioniert sich auch als kompetenter Ansprechpartner für eine wachsende Zielgruppe. 

Quelle: /bongkarn, stock.adobe.com

Beitrag von Lisa von Prondzinski

Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir zumeist das generische Maskulinum. Gemeint sind selbstverständlich stets Personen jedweden Geschlechts.

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