Bei der Früherkennung von Hautkrebs hat sich die Dermatoskopie als Untersuchungsmethode bewährt. Ärzte verschiedener Fachrichtungen können ihr Wissen rund um Hauterkrankungen vertiefen und ihre diagnostische Kompetenz in Schulungen erweitern.
Hautkrebs ist derzeit die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist vor allem der weiße Hautkrebs (Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom) auf dem Vormarsch. Demnach hat sich die Zahl der Krankenhausbehandlungen zwischen 2002 und 2022 auf 84.500 Fälle verdoppelt. An dem aggressiveren schwarzen Hautkrebs (Malignes Melanom) erkrankten 2022 rund 25.000 Patienten; das waren 14 Prozent mehr als 20 Jahre zuvor. Wichtigster Hauptrisikofaktor ist eine zu hohe Belastung durch natürliche und künstliche UV-Strahlung, also Sonne und Solarium.
Kostenloses Screening seit 2008
Doch gilt Hautkrebs früh entdeckt in der Regel als gut behandelbar; Operationen sind weniger umfangreich und die medikamentöse Behandlung schonender. Deshalb ist seit 2008 das Hautkrebs-Screening Teil der gesetzlichen Krebsfrüherkennung. Art und Umfang werden vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie festgelegt. Die Kosten einer Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs übernehmen die Krankenkassen alle zwei Jahre für gesetzlich Versicherte, die älter als 35 Jahre sind. Damit sind etwa 35 Millionen Menschen anspruchsberechtigt. Zudem bieten einige Kassen das Angebot freiwillig jüngeren Menschen an.
Die meisten Patienten gehen für das Hautkrebs-Screening zu ihrem Hautarzt oder ihrer Hautärztin. Aber auch andere dazu berechtigte Mediziner dürfen screenen, wenn sie dazu von den Kassenärztlichen Vereinigungen eine Berechtigung erhalten haben. Voraussetzung dafür ist eine achtstündige zertifizierte Fortbildung. Neben Fachärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten dürfen Hausärzte beziehungsweise Fachärzte für Allgemeinmedizin und Internisten, Ärzte ohne Gebietsbezeichnung und praktische Ärzte screenen.
Ganzkörperuntersuchung mit dem Dermatoskop
Beim Screening nimmt der Arzt den gesamten Körper von den Fußsohlen über den Mundraum bis zum Scheitel in Augenschein. Usus bis 2020 war dabei lediglich die Untersuchung mit dem bloßen Auge. Inzwischen ist die Dermatoskopie als fakultative Methode von den Kassen anerkannt. Diese nicht-invasive Untersuchung ist eine Form der Auflichtmikroskopie. Dabei kommt ein Dermatoskop – eine Handlupe, die aus einer Lichtquelle und einer Lupe besteht – zum Einsatz. Der Vorteil ist, dass man so mehr erkennt als mit dem bloßen Auge, weil Hautareale bis zu zehnfach vergrößert dargestellt werden. So können auch schwer einsehbare Stellen, zum Beispiel am behaarten Kopf, besser beurteilt und bösartige Melanome genauer von Muttermalen unterschieden werden.
Pauschale Abrechnung
Eine Ganzkörperuntersuchung dauert etwa eine Viertelstunde. Das Screening wird pauschal ohne Mengenbegrenzung honoriert. Die Vergütung erfolgt extrabudgetär. Für die Abrechnung gibt es im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) die Gebührenordnungsposition 01745. Oder, wenn das Hautkrebsscreening zusammen mit dem Gesundheits-Check-up 35 durchgeführt wird, die Kombination der EBM-Ziffern 01732 und 01746.
Einige Praxen gehen einen Schritt weiter und bieten Hautuntersuchungen per Video-Dermatoskopie an. Dabei werden direkt während der Untersuchung digitale Bilder aufgenommen, die gespeichert werden können. Sie können bis zu 100-fach vergrößert betrachtet werden. So ist eine genaue Analyse von Hautveränderungen im Zeitverlauf möglich. Gesetzlich Versicherte zahlen diese Methode in der Regel selbst, während privat Versicherte je nach Tarif die Kosten von ihren Krankenversicherungen erstattet bekommen.
Noch immer zu wenig Teilnehmende
Trotz Kostenübernahme bleibt die viel zu geringe Teilnehmerquote ein Hauptproblem des Screenings. So legen die Ergebnisse des „Früherkennungsmonitor 2024“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK offen, dass in den vergangenen zehn Jahren 35 bis 50 Prozent der Anspruchsberechtigten der Früherkennung ferngeblieben sind. Als Gründe nennen Befragte unter anderem lange Wartezeiten auf Termine, Bequemlichkeit, Unsicherheit und Unklarheit über die Kostenübernahme. Folglich kommt bei der Ansprache Praxen und Ärzte eine wichtige Rolle zu – soweit es ihre Kapazitäten erlauben.
Multidisziplinäre Zusammenarbeit
Verbessern jedoch lässt sich die diagnostische Treffsicherheit. Um mehr Patienten mit Screening- oder weiterem Abklärungsbedarf zu identifizieren, können sich auch verstärkt nicht-dermatologisch tätige Fachärzte schulen lassen. Außer in Hausarztpraxen ist das Thema ebenfalls für Fachgebiete wie Kinderheilkunde oder Gynäkologie relevant, da auch hier Hauterkrankungen eine Rolle spielen. Ebenso können Arbeitsmediziner Risiken frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten. Bei Auffälligkeiten überweisen sie zur weiteren Abklärung an einen Dermatologen.
Ihr Wissen zur Hautkrebsvorsorge können Mediziner in Schulungen vertiefen und lernen, wie sie Auffälligkeiten und Tumore noch sicherer diagnostizieren. Die Fortbildungen bieten zudem den Vorteil, dass sich die Teilnehmenden untereinander austauschen und von den Erfahrungen der anderen lernen können. Summa summarum fördert eine multidisziplinäre Herangehensweise an die Dermatoskopie nicht nur das Wissen über Hauterkrankungen, sie trägt auch zur umfassenderen Betreuung der Patienten bei und stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Zertifizierte Fortbildungen zur Dermatoskopie können bei der Akademie des Deutschen Ärzteverlages gebucht werden. Die Kursreihe umfasst einen Grundkurs, einen Aufbaukurs und einen Kurs zur Untersuchung von Läsionen an speziellen Körperstellen an.
Beitrag von Lisa von Prondzinski
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