Eine Zusatzausbildung, die sich perspektivisch auszahlt: Mit speziellen Kenntnissen im Strahlenschutz, auch bekannt als Röntgenschein, können Medizinische Fachangestellte Röntgenaufnahmen weitgehend selbstständig durchführen. Sie erweitern ihre Kompetenzen und verbessern zugleich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

In vielen Arztpraxen und Kliniken werden Röntgengeräte zur bildgebenden Diagnostik eingesetzt. Dabei ist zum Schutz der Patienten und des Personals höchste Sorgfalt ein absolutes Muss. Nur fachkundige Ärzte und Medizinisch technische Radiologieassistenten dürfen eigenständig Röntgenaufnahmen anfertigen. Aber auch MFA sind befugt, diese technischen Geräte zu bedienen und angeordnete Röntgenaufnahmen durchzuführen. Voraussetzung dafür ist der Röntgenschein, der die dazu notwendigen Kenntnisse im Strahlenschutz bescheinigt. Und: Während die MTA die Röntgenaufnahmen durchführt, muss ein fachkundiger Arzt anwesend sein. Faktisch bedeutet dies, dass der verantwortliche Arzt zwar im Haus, jedoch nicht im Raum sein muss. Den Umgang und die Verantwortlichkeiten mit Röntgengeräten und radioaktiven Stoffen im Detail regelt die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV).
Was für Vorteile bringt der Röntgenschein?
Die zusätzlichen Kenntnisse im Strahlenschutz bieten den MFA einige Vorteile: Mit dem Röntgenschein können sie in verschiedenen medizinischen Einrichtungen arbeiten und haben die Möglichkeit, neue berufliche Wege auszuprobieren. Zudem stärkt die Weiterbildung die eigene Position bei Gehaltsverhandlungen gegenüber dem aktuellen oder einem zukünftigen Arbeitgeber. Praxisinhaber wiederum profitieren davon, wenn ihre Angestellten Röntgengeräte bedienen dürfen. Das bringt mehr Flexibilität in den Praxisalltag und steigert die Effizienz der Abläufe. Was letztlich allen zugutekommt: den Ärzten, den Mitarbeitenden und nicht zuletzt den Patienten.
Voraussetzungen für Zusatzausbildung
Wer den Röntgenschein machen möchte, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die wichtigste ist eine in Deutschland anerkannte Ausbildung in einem medizinischen Assistenzberuf. Das können neben den MFA zum Beispiel auch Krankenschwestern, Zahnmedizinische Fachangestellte oder Altenpfleger sein. Welche Personen sonst noch Kenntnisse im Strahlenschutz erwerben können, legt der § 49 StrlSchV fest.
Den Röntgenschein können Interessierte sogar bereits während ihrer Ausbildung machen, wenn die ausbildende Praxis oder das Krankenhaus grünes Licht gibt. Und das Wichtigste an dieser Stelle: Sie müssen an einem staatlich anerkannten Strahlenschutzkurs teilnehmen und diesen erfolgreich absolvieren.
Kursdauer und Inhalte einheitlich geregelt
In diesem Kurs werden theoretische und praktische Kenntnisse zum Strahlenschutz vermittelt. Die Kursinhalte sind einheitlich geregelt und umfassen 90 Unterrichtsstunden, aufgeteilt in 30 Stunden Theorie und 60 Stunden Praxis. Je nach Anbieter gibt es berufsbegleitende Kurse, die sich über mehrere Monate erstrecken, andere können in etwa zwei Wochen am Stück absolviert werden oder werden auf mehreren Wochenenden aufgeteilt. Sie finden online oder als Präsenzveranstaltung statt. Man kann also aus der Vielfalt der Angebote auswählen, was individuell zeitlich am besten passt.

Bestandteile des Unterrichts sind unter anderem folgende Inhalte:
- Anatomie und Röntgenanatomie: Allgemeine Begriffe und Kennzeichnungen, Knochen und Gelenke (Skelett), Atemorgane, Herz und Blutkreislauf
- Röntgenaufnahmetechnik: Eigenschaften von Röntgenstrahlung, Ausbreitung und Wirkungen der Röntgenstrahlung, röntgendiagnostische Untersuchungsmethoden und Untersuchungsgeräte einschließlich digitaler Bilderzeugung, Belichtungstechnik, Bildqualität und Qualitätsbeurteilung
- Spezieller Strahlenschutz: Biologische Wirkungen von Röntgenstrahlen, Strahlenschutz der Beschäftigten und der Patienten, Referenzwerte und Arbeitsanweisungen
- Dokumentationspflichten: Anforderungen zur Dokumentation von Röntgenaufnahmen und -verfahren.
- Rechtsvorschriften, Richtlinien und Empfehlungen: Strahlenschutzgesetz, Strahlenschutzverordnung und dazugehörige Richtlinien, Leitlinien der Bundesärztekammer
- Demonstrationen: Röntgenaufnahme- und Durchleuchtungseinrichtungen, Filmentwicklung, typische Aufnahmefehler
- Praktische Übungen der Kursteilnehmer zur Einstellung und Belichtung von Röntgenaufnahmen
- Praktische Übungen der Kursteilnehmer zur Qualitätssicherung
Nach bestandener Prüfung in Theorie und Praxis erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat.
Kosten variieren
Die Kosten für die Weiterbildung sind unterschiedlich. So gibt es Anbieter, die Kurse bereits ab 800 Euro anbieten, während andere 1.600 Euro verlangen. Es ist möglich, dass der Arbeitgeber die Kosten ganz oder teilweise übernimmt. Vor allem dann, wenn der Erwerb des Röntgenscheins für die Stelle erwünscht oder in der Praxis sogar dringend erforderlich ist.
Aktualisierungskurs nach fünf Jahren
Der Röntgenschein ist fünf Jahre gültig. Um seine Gültigkeit zu behalten, muss er danach in einem Aktualisierungskurs aufgefrischt werden. So ist gewährleistet, dass man immer auf dem neuesten Stand der Technik und der Strahlenschutzbestimmungen bleibt. Dieser Kurs dauert in der Regel acht Unterrichtsstunden. Bei der Akademie des Deutschen Ärzteverlages können sowohl Strahlenschutzkurse zum Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz als auch Aktualisierungskurse gebucht werden.

Beitrag von Lisa von Prondzinski
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir zumeist das generische Maskulinum. Gemeint sind selbstverständlich stets Personen jedweden Geschlechts.
